Montag, 29. April 2013
Knochenhand
Ihre Worte sind wie Schraubstöcke, wie eine Kerkerfestung.
Ihre blauen Augen und gelben Wiesen umspannen und bedecken,
übertünchen und verklären,
Schlachtfelder und Massengräber.

Kranke, postmoderne Wahnbilder
tränken meinen Ruheplatz in kalten Schweiß.
Ihre stumpfen Messer
lassen mich selbst zum Schwert werden.
Ihre geheuchelte Toleranz
lässt sie den Hades akzeptieren.

Ich klage euch an!
Ihre Roboter eines neuen Deutschlands,
ihr Räuber des wahren Wortes,
das ihr in euren Alchemistenküchen
vom Gold zum Kot wandelt.
Eure Tulpenwiesen sind nichts
als braungrüner Moder.

Ich klage euch an!
Pestleichen der Jetztzeit



Die Suche nach ihr...
Bunter Wind der Blätter

Der Sommer liegt in seiner tiefsten Fackelzeit.
Das Fieber der Liebe macht sich bereit.
Es ist Zeit.
Fackeln und tiefbunte Blätter.

Sturm der Momente

Blaue, braune und grüne Seen
suchen und finden auch mancheinen,
manchmal.
Doch bleibt es oftmals die Suche nach den heiligen Gral
Sturm über suchenden Seen.

Scheues Reh im Tannenbühl.

Ein hagerer Waidmann gräbt mit ehernen Spaten aus
malariagetränkten Visionen eine Grube
es zu fällen
und spannt weiße Netze
es zu binden.

Die Wölfe tarnen sich mit Masken aus Tannenrinden.
Scheues Reh voller Sünden.
Kann man dich binden
oder wirst du verschwinden?

Bald stahl ich vom Rosenbaum ein Zweig
Jetzt blüht in meinem Garten
auf kahlen Boden
die Blumenkönigin.

Sie nährt sich vom steten Fluss süßer Tränen der Freude
Solang, bis ich Leide
und die Weide
mit den Salz des Kummers
zum Gestern zurückkehrt.

Blüht diese Rose länger als ich?
Die Rose der ewigen Träume



Sonntag, 24. März 2013
Drei Sonnen der Venus
Die Sonne.
Dreimal stand sie am Zenit der Venus.
Ich sitze dort in einer Haut aus Stein.

Ohne sie würde ich verätzt werden,
zerschmelzen und verbrennen.
Man muss nur ihren Namen nennen um zu erkennen:
Der Name der drei Sonnen

Die Erste sah ich auf den Hügeln der Venus.
Wir spielten polyphone Serenaden und tanzten zu
mandolingrünen Hymnen der romantischen Vorfleischlichkeit.
Ihr gab ich meine Träume.

Die Zweite fühlte ich in den Tälern der Venus.
Alle Landschaften tauchten sich in rote Formen: Kreise und Dornen.
Sie ging als ich von mir selbst ging.
Ihr gab ich mein Herz.

Die Dritte schmeckte ich in den Wolken der Venus.
Keiner trank das Salz der Schwermut von ihrer Brust wie ich.
Als wir eins wurden, dort im violetten Raum der Kreuze,
verlor ich mich ganz in der Trauer vor den magmagetränkten Schlagen der Uhr.
Ihr hab ich meinen Verstand.

Der Name der Drei Sonnen:
Das Elysium des roten Waldes
Meine Steinhaut ist porös.
Mir graut vor den neuen Morgen und den neuen Sorgen
Bleibt die Erkenntnis verborgen?

Was geb ich der vierten Sonne noch,
wenn ich sie sehen könnte?



Januartraum (an Silvia M.)
So nah bist du, so nah zu mir,
ein Augenblick - Äonen lang.
Was ewig gut das lange währt,
entquillt es einen alten Sang.

Gedanken tragen mich jetzt fort.
In Magierkutten reiß ich aus.
Vom Dung der Menschheit, auch von dir,
zieh ich zu einen Nebelhaus.

So hoch bin ich, der Sonne nah.
Ich lad dich ein: wir tanzen hier
und Wolken werden Schiffe sein,
ist Zweisamkeit die Daseinszier.

Des Abends Schatten scheidet uns.
Ob allen Blättern Zungen gib,
von allen Bäumen dieser Welt,
sie wüssten nicht, wie ich dich lieb.



Vergessen
In der Nacht flüstert ein blaues Lich
Worte der Ankunft.
Die flügellahme Brust liegt
mit eisenschweren Ketten ans Bachufer gekettet.

Wie ein Glühwurm in einer Höhle,
einer platonischen Sagenwelt gleich,
schmecke ich den Traum des Schmetterlings.

Im regenbenetzten Tal liegt das Lied.
Das Lied des weißen Sterbens,
des gedichteten Ewigen auf Adlerschwingen.
Liebeslieder aus Amethyst

Meine Regentropen hast du an drehende,
ewigdrehende Windmühlen gebunden.
Die vertrockneten Sonnenstrahlen
fallen einzeln von der Blume ab

Ich sehe herab
zu Staub und Spinnweben
Ich sehe herab
ins ich auf kahle Reben

Auf kahle Reben, deren Wein lang zerronnen
so wie dein Bild auf meinen Kissen
und du kamst aus den Nebel
und wurdest selbst zum Nebel

wurdest Vergessen



Brandy (an Peter P.)
In meiner Bude türmt sich der Müll.
Schreie und Geheule aus den Boxen.
Geklapper eines Meers aus Flaschen.
Das Bier darin schäumt die Gischt in meinen Gedärmen.

Ich furze so laut, dass mein Nachbar die Klospülung bedient.
Ich bin die Antithese zu eurer Gesellschaft:
nonkonform, destruktiv, selbstzerstörend.

Ihr springt wie Lemminge die Klippen herab.
Ich trete eure Ärsche, bis sie eingebeult sind.

Wer ist hier das Prekariat?
Was sind eure Paradigmen?

Ihr Eunuchen der Postmoderne



Montag, 11. März 2013
Knochenhand und Kranke Liebe
Mein erstes Gedichtalbum entstand in der Zeit zwischen den grauen November 2011, und Dezember 2012. Letzterer war für mich als Abschluss einer längeren Zeit des Sehnens und Restaurierungsphantasien gewesen.

Knochenhand und Kranke Liebe ist lyrisch vor allem inspiriert vom expressionistischen Jahrhundertgenie Georg Heym, der Prosalyrik Gottfried Benns, einer Portion Eichendorff und der symbolistischen Nebulösität des (in der Nachkriegslyrik) unerreichten Paul Celans.

Sicherlich sind meine Gedichte fernab von der Qualität der Altvorderen, jedoch ist es meine Philosophie, die Dinge zu versuchen, statt einfach nur rumzusinnieren, dass man nie die Klasse von Denjenigen und Denjenigen erreichen wird. Es würde das Leben einfach nur langweilig machen.

Zur Geschichte des Gedichtbandes.

An einen grauen Novemberabend saß ich mit einen guten Freund in meiner Wohnung bei den einen oder anderen Bier und wir diskutierten über Lyrik und Schriftstellereien (wie affektiert das klingen muss). Der Kumpel stellte mir seine Gedichte vor. Als ehemaliger Verfechter klarer Strukturen lehnte ich es zunächst als simpel und anspruchslos ab (ich kannte damals tatsächlich nur schlechte Prosalyrik). Wir machten uns quasi als Trinkspiel aus, ein Gedicht in 5 Minuten zu schreiben. Also befasste ich mich ins kalte Wasser geworfen mit dieser Ausdrucksform. Was herauskam war das Gedicht "Auszug".

Ich ließ das Blatt mit den Gedicht eine Weile lang liegen. wie es sich nun zutrug, lernte ich ein Mädchen kennen, mit der ich später eine intensive aber nicht immer ganz einfache Beziehung führte. Es entstanden eine handvoll weitere düstere Werke (z.B. "Kranke Liebe") und es formte sich langsam das Thema des Gedichtbands heraus (es war zunächst nicht intendiert, einen ganzen Band zu erstellen) undzwar die beiden Aspekte Knochenhand (für gesellschaftsthematisiernde-) und Kranke Liebe (für zwischenmenschliche Gedichte).

So trug ich es meiner damaligen Freundin vor, jedoch befand sie sie Werke als sehr düster und verstörend.

Nach den elegischen Ende der Beziehung schrieb ich schließlich die depressivsten Stücke (wie "Als du in den ewigen Schlaf gingst") und nach einer gewissen Verarbeitungs- respektive Verdrängungsphase der Gefühle zu ihr schließlich die letzten Gedichte (z.B. "Vergessen").

Knochenhand wurde vor allem durch die Erfahrungen und Impressionen rund um mein bisheriges Leben in der postmodernen Ära und kann ferner als Ablehnung selbigen Paradigmenkonstrukts begriffen werden.

Im November 2012 überlegte ich mir schließlich, die Gedichte für mich langfristig zu erhalten und sie auch den Menschen zugänglich zu machen, die Freude an dieser Form der sprachlichen Verwirklichung haben.

Ich finde es sehr schön, jemand meine Lyrik liest und es ist offensichtlich ein Traum eines jeden Menschens, dass sein Werk in irgendeiner Form publik gemacht wird.

Mein Appell an euch ist daher: Versuchts auch! Schreibt Leute! Dichtet! Die Sprache ist das einzige, was uns niemand nehmen kann...

Ich wünsche euch also viel Spaß mit Knochenhand und Kranker Liebe



Als du in den ewigen Schlaf gingst
Ein Meer aus Niedergang.
Stetes Grau hüllt ich in einer kerkergleichen Lethargie.
Um mich herum liegen die Trümmer einer zirkelhaften Erinnerung:
Einer Erinnerung an die kurzen Momente
aus Sonnenstunden
und Mondträumen.

Mein Ruheplatz wird zum magnetischen Pol,
der mir alle Kraft
vampirisch stielt.

Vergilbte Bilder werden in meiner Hand zum Staub,
der im Wind des Vergessens zum Todesreigen bittet.

Dämmerstunden.

Fall der Sonne
in die violetten Fluten des Himmels.

Erneutes Springen ins Gestern
Kein Ausweg?

Erneut kommen mir Gedanken an deinen Endlosen Schlaf.
Wieder stirbt ein Stück von mir.

Seit du gingst, komme ich dir jeden Tag einen Fußmarsch näher.
Die Trauerschleier der Melancholie hängen
wie schwarze Gardinen
um meinen Raum.

Keine Sekunde Sonnenschein,
nur violette Schwärze aus Tristesse.
Keine Sekunde Sonnenschein,
nur martialles Ballett von Gerippen.
Kein Ausweg! Kein Eingang!
Nur Geister des Brandweins.
Kein Essen! Kein Schlafen!
Nur das kalte Eisen mit einen Inferno im Bauch.
Kein Leben!
Nur dein Grab im Bett der Erde.

Als du gingst,
war es wegen des alleszerfressenden Feuers meinetwegens

Auf Liebe folgte Tod.
Auf Tod folgt Liebe.

Du brauchst nicht mehr zu warten



Unser letztes Lied
Verwelkte Rosenblätter im Herbststurm.
Sie tanzen voller Spott um meine Knochenhand
Und sie Formen ein Band aus kalten Brand.
Der Verstand liegt auf meinem Herz
wie ein zahnloser Wachhund

Und alles schreit:
Warum?
Warum?

Unsere Zeit ist dahingeschmolzen.
Ein Teich aus Säure und Gift.
Wir gehen darin schwimmen und verlieren mit jeden Bad
die Schale aus Trennungshohn,
die mit den schemenhaften Ambrosia
aus Vergessen und Verdrängen
geformt wird

Und alles schreit voller Qual:
Gehe!
Gehe!

Liebesrote Rosenblätter im Frühjahrstanz.
Ihr schwülwarmer Duft macht mich trunken,
wie das Elysium,
als ich auf deinen Busen lag,
unfähig deine hitze und dein Leid zu bändigen.

Liebesleid,
Leidenschaft,
kraftlos.

Und ein Schrei in der Diamantenhöhle im Kern der Welt:

Bitte
hilf
mir!

Doch ich habe dich nicht erreicht.
Du bist mir entglitten
wie die Sucht dem Trinker,
wie der Wahn den Spieler.

Ich greife nach deinen Rosenblättern
Ein Meer aus Dornen
Jede Bewegung reißt Wunden
in meinen vernarbten Leib.

Nun zerschlug ich dich
um meiner selbst willen.

Und Du schreist voller Qual:
Bleibe
doch!

Und hebst an zum leisen Elfengesang.
Für mich
dein letztes Todeslied

Ich liebe dich!



Septemberlied
Ich gehe an einen Tag,
vag er das Glück auch barg,
über sonnengeflutete Wege aus Erde und Stein.

Es fällt mir manch ein Lied noch ein,

auf dich September!
Golden wären deine Ränder,
fliegen lässt du bunte Bänder.
Tausendfach.
Du Almanach der Erntezeit!

Doch was ist diese Übelkeit für mich?

Ist es der Wind,
der das weizengoldene Haar der Erde streicht?
Ist es,
wenn im Jahr kurz Frohsinn der Tristesse entweicht?
Sind es
gold- wie rostrotbunte Blätter an Eichen, Ahorn, Erlen?
Sind es
Worte von Dichtern, Denkern, Sängern und so weiter, Ihresgleichen,
Die im Lied
mir Herz und Hirn voll Trieb erweichen?

Nein!
Ich sag Nein!

Mag ich auch alleine sein...

Kein Reim durchdringt mich!
Kein Lied erhebt mich!

September,
die Zeit wo das Jahr alt wird und stirbt.
September,
Fruchtbarkeitsdämonin, die mein Aug' betört.

Golden illst du sein?

Doch bist du violett,
wie die Wunden in meinen Märtyrerleib.
Violett,
wie das Grab im Dachboden der Geliebten.
Violett,
wie die letzten Sonnenmomente vor einer pestschwarzen Nacht

September!

Viel zu oft hab ich an dich gedacht!
Jetzt erst bin ich aus dem Wahn erwacht...



Bei dir
Jetzt dämmert uns das Morgenrot.
Deine Nähe spielt meine Fäden an der Hand.

Wehrlos wurde ich

In unseren Hort aus Federn schmecke ich deine Rose
und lieg sorgenbar
in deinen Sonnenstrahlen.

Das hier und heute gehört ganz uns

Die Fenster der Seele sind weit offen.
Ein Hauch der Hingabe fegt über den bergkristallinen Bach.
Nähe.

Meine Hände streichen über deine Wangen
wie ein leichter Wind,
der über eine Wiese im Frühsommer wandelt.

Unsere Blicke sind starr vor Erwartung

Meine Lippen betteln nach deinen.
Ich hänge an ihnen
wie das Salz an der Träne

Berührung

Nicht weniger als prosaische Extase
verspricht mir der Takt deines Blutes
Würde ein Kuss mehr sagen als tausend Worte
was würde mein Herz dir an Epen vortragen?

Ein Refugium inmitten grauer Steinwüste
bist du mir geworden,
meine Geliebte

Heute ist mir nach mehr als Kreislauf des Triebes.
Mein Bett wird zum Schrein
und du zu mehr als nur Reliquie

An diesem Tag
Bei dir



Alma Mater
Denkerschmieden, Menschenmacher,
voll mit Büchern altem Dunst.
Kriecht der Lichter fauler Schacher,
alternierend rechter Kunst.

Hundertschaften, grauer Brei:
Garstig drängt es in den Saal.
Tropfen Phrasen, tumber Schrei,
Streicheln sie den Bauch des Baal.

Einsamkeit vereint die Massen.
Scheltwort lässt ihr Weiß verblassen.
Mythos frisst das letzte Licht.

Alma Maters fette Kralle
quetscht des Schädels Knochenwalle.
Eigenheit macht sie zu nicht



Eiskristalle (an Silvia M.)
Wo die Stadt im Winter lag,
in des Jahres grauem Haar,
war es dieser eine Tag,
der uns blieb der Sorgen bar.

Weißen Berges schroffer Rücken,
trotzten wir in junger Mut.
Freiheit war all wo wir blickten.
Hehr war die Gedankenglut.

Selbst im Froste, selbst im Eise
Klang so still die alte Weise,
Die Momenten Seele lieh.

Möge uns so manche Stunde,
bleiben und auch manch Sekunde,
lebend werden in Magie



Kranke Liebe
Ich häng an deinen roten Lippen und saug am Geifer deiner Nichtigkeiten.
Schläft mein Herz?
Leben Steine?
Einer sitzt tief in mir drin und schreit:
Sei gut!
Achte!

Doch ich ächte diesen Kerl!

Er ist sowieso taub
oder
in deinen Phrasenmeer längst ertrunken.

Deine Augen sind mir wie ein flackerndes Krankenhauslicht.
Wie eine Psychiatrie
die mich hineinsaugt und mich krank macht

Kranke Liebe

Was ist schon mein Herzschlag?

Ich sehe deine Wangen und spüre meine Wärme in deinen Schoß.
Mein Kopf liegt auf deiner Brust,
Äußerlich zerrissen,
innerlich geballt.

Dein Blut singt die Melodie, die mir gefallen sollte,

doch

bist du ein Baum voller welker Blätter
und ich der Boden, auf den sie verrotten.



Alte Kaserne
Geistertanz in hohler Grufte,
Bombenschlag ist längst verflogen.
Ich riech noch den Schwarzpulverdufte,
Soldaten, die nach Osten zogen.

Als Krieg im Kriege einst sie formten,
So kalt er war, so heiß er blieb.
Im fremden Lande stand und formten
Töten nach den Schutzprinzip.

Nun sind die Jahre fern von heute,
Kaserne mit den Roten Stern.
Beerdigen dich heut and're Leute,
im Kern jedoch die alten Herr'n



Auszug
Der Sonntag ist heilig.

Gott ruht aus, ich raste nicht
Elegie in Sieben Schritten

Lass mich unter den Bodensatz der Menschheit tauchen.
Freund, schnür deine Schuhe. Frischauf!
Wir rasten nicht. Wir zerstören uns, bevor es die anderen tun.
Wer will schon determiniert sein?

Fremd bleibt mir das Jetzt,
verdammt ist das Morgen,
unbekannt das Gestern.

Letzte Groschen für das Vergessen, diesen kühlen Trank
Zwei Bier mit einen Freund ist mir mehr als die Synthese aus leben und funktionieren in tausend Jahren Dauerverstummung je sein könnte.

Hebe deine Knochenhand
Die Hölle wartet



Dienstag, 8. Januar 2013
Als deine Tränen meine Lippen benetzten
In meiner roten Bluthöhle hallt ein dumpfer Schlag
Ein Dumpfer Schlag zum Wahn der Geliebten
Zum Wahn der Geliebten drängt eine schwarze Flamme
Drängt Schwarzer Flamme einsames Lodern

Einsames Lodern einer vergangenen Tiefe
Irrlichter tanzten, wie wenn ich schliefe
Irrlichter schwebten als ich dich rief
Irrlicht du warst, dass sich verlief

Dass sich verlief im eigenen Irren
und hören und stören
verwirren, verirren
Fraß wie ein Wolf das Fleisch deiner Selbst

Das Fleisch deiner Selbst fraß ich wie ein Wolf
Es macht mich nicht satt
es lässt mich verhungern
und sterben in deiner Arme Geist



Abgründe
Auf den Berg steht ein kahler Baum.
Wie ein König der alten Zeit wacht er über die steinernden Felder der abgasgrauen Welt.

Sein Thron wird zum erwachenden Wolkenbild eines tiefen Feuers.
Zum Traumfanal in gleißender Sonne.
Er verschwimmt zu einen weißen Holzportal an einer erodierten Mauer.

Mit tiefer Lebensquellen Wasser aus des Berges Schoße
blüht er auf

Ein letztes Mal

Er Überschüttet die Ebene mit blauen Blüten
Wie ein Meer aus Mohn
Wie eine Frage nach rastlosen Schlaf

In seinen letzten Herbste gibt er mir die Frucht des Vergessens
Die Frucht, die den Geist der Geliebten für immer verdrängt



Gebet eines Roboters
Der Zwang nach Erfolg
Ritualisiertes Allgegenwärtigsein
Allwöchentlicher Pendeltanz

Zwischen Erschöpfung und Selbstmotivation
Selbstintegration
Selbstkastration

Er wartet schon
Allwöchentliches "schon warten"
Allwöchentlich
Allgegenwärtig

Allverwerflich

Blanke Kosten- Nutzen- Kalkulation?
Die Rechnung einer zur Midashand
gewordenen
überbordenden
Jetztzeit
in Ewigkeit
Waaarum



Morgentitan
Sehnen.
Sehnen nach Unbildern.
Sehnen nach steten Wasserfall von fliederweißen Liebesrauschen.
Liebesrauschen aus feeenstoffgeformten Elysium.

Hoffen.
Hoffen auf den Morgentitan,
der die Flamme deutschen Freiheitssehnens über die babylonischen Pantheonhütten gießt.
Hoffen und Sehnen nach Krokusfeldern in Eistempeln

Verlangen.
Und Drang nach mehr.
Mehr als lebenskreislicher Biedermännischkeit.
Mehr als äffischer Triebhaftigkeit.

Sehnen, Hoffen, Verlangen.
Das Baden im Morgenrot.
Titanenflamme über den Eispantheon
Liebesrauschen nach deutschen Feeentanz im Fliederwald.
Zerschlagen wird aller Unbilder Biedermännischkeit.

Asche aus äffischen Lebenskreisen,
dunkler Blutfabriken,
und stählernder Babylonkolonien.

Asche aus postmodernen Schlangenhütten.
Millionen bitten.
Millionen Sehnen, Hoffen, Verlangen

Im Morgenrot lodert die Titanenflamme



Der Marktplatz
Auf steinernden Feld weht der bunter Wind der Gesichter.
Ein Zinngott richtet sein Auge
gegen das Haus der blauen Blätter aus Goldstaub

Männer in schwarzen Anzügen gehen stumm an Heimlosen vorbei.

Stilles Schweigen
einer anderen Welt

Paare treffen sich
Lieben sich
Trennen sich

Der ewige Kreis aus Liebe und Knochenhand
aus Bluttanz und Permafrost

Es ist das Elixier des ewigen Kommen und Gehens
auf diesen steinernden Feld

unter den Zinngott



Aufruf
Lass den Schnee aus den Himmel schweben.
Bedecke die Asche mit den Eis einer rotbebenden Stunde

Bin ich die Sonne so wogen Tulpenhaine über deinen Land der Vanitas

Doch wär ich der Mond,
so bleibst du, mein Schlaftrunk, dieser Stunde gewahr:

Der Liebe aus schwarzem Dampf



Schuld und Schuldigkeit
Drone von Tausend Zweifeln
Schwandrone von riesigen Feuervögeln
Sie vertilgen die Frucht deines Bluttakts

Und sie trinken dein Leid
und sie ernten deine Hoffnung

Du schimpfst mich den Herrn der Feuervögel

Schuld und Schuldigkeit
Die Frucht deines Bluttakts

Dein Kommen ist mein Menetekel
Dein Schoß wird meine Laubhütte
Dein Atem speist mein Regen
Dein Hoffen ist mein Leid

Wie der Sagenvogel kehre ich aus deiner Asche zurück
und trinke tausend Zweifel
aus deinen Blut

So zerschlage mich mit deinen Eisenkrallen
voller Tränen eines Lautenspiels
der besseren
der Wolkenliebe



Im Stadtwald
Kühler Hauch des Reinen.
Portal zur Ur- und Echtzeit.
Zur animalischen, animalistischen Echtheit.
Dächer aus grünen Glühen.

Tiefer Wald,
du gibst mir die Salbe aus schwereloser Freiheit
die mir im Beton- und Lärmkarussell
der Krakenstadt so oft verwährt blieb.

In deinen Bauch werde ich zum Vor-Ich,
dass sich durch die Milch deiner warmen Isoliertheit nährt,
und mit den allgegenwärtigen Atem
deiner Ymirtracht zudeckt

Diesen Momenten gehört mein letzter Tropfen.
Menschsein,
Menschbleiben,
Menschwerden!



The Times They Are A-Changin' - Bob Dylan
Das 1964 veröffentlichte dritte Studioalbum des Singer-Songwriters Bob Dylan soll nun also das erste Werk sein, das ich rezensiere.

Prolog:

Die Wahl fiel nicht rein zufällig auf diese LP, da sie für mich eine ganz besondere Bedeutung hat. Sicherlich denkt ihr jetzt: "Jaja, jetzt kommt das übliche pathetische Geschwafel von irgendsoeinen abgefahrenen Germanistikstudenten, der die olle Heulboje Dylan wieder grundlos in den Himmel hebt." Aber dem ist nicht so:

Musikalisch stamme ich ursprünglich aus den Punk und "Metalsektor härterer Gangart". Dylan war mir früher so verwandt wie die Gobi dem nach robben geifernden Eisbären. Klar, man kannte Dylan, man kannte spätestens seit "Watchmen" oder "The Wanderers" auch den Titeltrack des Albums und es hat einen schon irgendwie berührt aber gehört hat man ihn deswegen noch lange nicht. War ja eh langweilige APO-Opa Musik.

Naja wie dem auch sei. Irgendwann hat man mal Musik untereinander getauscht und da war nun dieses Album mit dabei. Naja und nach dem mal zum hundertsten mal die Misfits und zum fünfhunderdsten mal Gorgoroth gehört hat, dachte man sich: "Ach scheiß drauf: hörste mal rein..."

Rezension:

1. The Times They Are A-Changing

...und ab geht das Album mit den allseits bekannten Titeltrack. "Come gather 'round people wherever you roam" skandiert ein leicht quäkiger Liedermacher und man ist schon mitten im frühsechziger Folkäragefühl. Das gesamte Album ist auch wie dieser Track mit unauffälliger Gitarre und in den meisten Songs auch mit Mundharmonikaspiel untermalt.

Das Lied gleicht einen Aufruf zum Aufbruch, dem Ankündigen eines charismatischen Anführers zum Gehen in ein neues Morgengrauen, wo die Verhältnisse und das Zusammenwirken der Kräfte ein anderes, ein besseres sein werden. Die antithetischen Zitate vor den Ausspruch "the times they are a-changin' " wirken fast wie aus der Bergpredigt entnommen.

Überhaupt wirkt der ganze Song wie eine Predigt vor einer Gruppe, die einen Wechsel möchte. Wie der uralte Kampf des Neuen gegen das Überkommene. Das mag beliebig und unkreativ wirken. Dylan schaft es aber, den Song durch seinen ungekünstelten Gesang etwas zeitloses zu verleihen. Zweifelsohne ist "The Times They Are A-Changin' " ein Klassiker und ein absolutes Highlight, nicht nur auf den Album sondern in der gesamten Diskographie.

2. Ballad of Hollis Brown

Der Song beschreibt den Amoklauf eines verarmten Farmers aus South Dakota. Den in Drop-D gepickten Song untermalt Dylan mit einen hypnotischen Gesang. Ursprünglich sollte der Song schon auf "The Freewheelin' Bob Dylan" veröffentlicht werden, schaffte es dort jedoch nur auf die Outtake Liste. Michael Gray attestierte den Song sowohl im Pickingstil als auch in der Melodie einen "appalachischen Touch".

Sicherlich ist Hollis Brown kein schlechter Song. Auf jedenfall hat der Song eine starke düstere Sogkraft, jedoch wirkt er zwischen den Epochalstücken "The Times They Are A-Changin' " und "With God On Our Side" etwas verloren und verblasst sehr leicht in den Gehörgängen zu einen unwohlen, mahnenden und grauhämmernden Rufen, das meilenweit entfernt scheint.

3. With God On Our Side

mit einen kurzen Bluesharp Intro beginnt die große in einen Folksong gefasste Frage, inwiefern der Glaube an Gott für alle möglichen weltlichen Verfehlungen und Verbrechen missbraucht werden kann. Auf der Melodie "The Merry Month Of May" basierend, schildert er in kurzen Abrissen die U.S.- amerikanische Geschichte bis hinein in die damalige Jetztzeit. Wie auch später bei "The Lonesome Death Of Hattie Carroll" liegt die Pointe des Stücks in der Veränderung des refrainesken Strophenendes "..with god on our side" hin zu "when god is on our side he'll stop the next war".

Der Song nimmt einen schon mit. Die gewohnt unreine Vortragsweise von Dylan haucht den Lied wirklich mächtig Seele ein. Mit gekonnten Tempimodifikationen werden einzelne Passagen in ihrer Aussage verstärkt - eine große Stärke des aus Minnesota stammenden Ausnahmetallents. Trotz seiner gerade für damalige Hörgewohnheiten etwas größeren Länge hat der Track keine Längen. Man sitzt einfach da und hört Dylan zu (man hört ihn gerne zu) und man beantwortet die Fragen die er stellt, aufrichtig. Mir ging es selbst so, dass ich nach den Song mich erstmal mit ein paar Leuten traf (sicherlich nicht deswegen) und erstmal über den Inhalt herumphilosophiert habe. Tja Bob- mission accomplished! ;p

4. One Too Many Mornings

ein sehr ruhiger Track über ein einsames Nachdenken, das höchstwahrscheinlich eine wie auch immer geartete Beziehung reflekriert. Die beschriebene Szenerie wurde mit geeignet zurückhaltend- desillusionierten Timbre nur folgerichtig vertont. So erzeugt er in Kollaboration mit der sanft gespielten Mundharmonika ein wirklich markantes und merkwürdig schönes Ambiente, ähnlich eines fallenden Blattes von spätherbstlichen Bäumen.

5. North Country Blues

der irischste Song auf den Album (auf der LP der letzte Track der A Seite) thematisiert die Lebensgeschichte eines Mannes, der wie der Farmer im 2. Song im armen Verhältnissen lebt. Was soll ich zum North Country Blues sagen? Er ist nicht schlecht, wirkt für mich aber auf den Album deplatziert. Er hätte sich besser auf den Nachfolgealbum gemacht, zwischen "My Backpages" und "Ballad in Plain D" hätte er sicherlich eher seine Wirkung erfüllt. So wirkt er eher wie eine Atempause vor den klassischen Zeigefingersong...

6. Only A Pawn In Their Game

...welcher der erste der beiden Songs über den Mord an Afroamerikanern darstellt. Medgar Evers, um den es im Stück geht, war ein Schwarzer Bügerrechtler, der von einen weißen Rasseideologen erschossen wurde. Dylan erkennt meines Erachtens zu Recht, dass der Mörder ein Spielball in den Händen der Mächtigen war (worauf der Songname wortspielerisch verweist ---> pawn in the game) und bildet so einen gedanklichen Ausbau des Phil- Ochs- Songs "Too Many Martyrs", welcher ebenfalls den Mord an den farbigen Aktivisten Evers behandelt

In Fünf Strophen wird diese These musikalisch gewohnt mit Schwerpunkt auf den Text vertont und stellt für mich mit Biermanns "Ballade vom Briefträger William L. Moore aus Baltimore" den wichtigsten Teil der Kopunktalität der Protestsongs über die Schwarze Bürgerbewegung dar.

7. Boots of Spanish Leather

Die Liebesballade dreht sich thematisch um einen Dialog von Mann und Frau. Der Mann vermisst die Frau, welche eine Reise über das Meer machte. Sie fragte, was sie von der Reise mitbringen solle und der Mann entgegnet, dass er nur sie wiedersehen möchte. Am Ende des Songs klärt sich auf, dass die Frau nicht mehr wiederkommen wird.

Der Song berührt - ganz klar. Man hat oftmals ein großes Wiedererkennungsgefühl. Nicht zu Unrecht taucht der Song auf jeden guten Dylan Best-Of auf.

8. When the Ship Comes In

Der (konsequenterweise) konsequent in Wassermetaphorik vorgetragene Song geht auf einen missglückten Check in Dylans in einen Hotel zurück, da man Bobby Zimmerman damals für einen ungewaschenen Streuner hielt.

Ein netter kleiner Song, der die Bühne vorbereitet auf ein monumentales Stück Folkgeschichte:

9. The Lonesome Death Of Hattie Carroll

meines Erachtens nach einer der besten, wenn nicht sogar der beste Song aus der Feder des Singer/Songwriter- Übervaters. Die Verbindung zwischen der musikalisch melancholisch-sentimentalen Untermalung und den beinahe nüchtern- deskriptiven Lyrics erzeugten bei mir eine aufwühlende Gerührtheit, die nach kurzen Innehalten gleich die Hintergründe der besungenen Begebenheit herausfinden wollte. William Zantzinger, Gast eines Dresscode Balls attackierte im Alkoholrausch mit einen Gehstock drei Angestellte, eine davon Caroll, welche in Folge ihren Verletzungen schließlich verstarb. Er wurde schließlich auf Grund seines Vollrausches und den damaligen juristischen Konventionen zu 6 Monaten Haft verurteilt.

Musikalisch finden wir einen in C-Dur geschriebenen Folksong wieder, der mit seiner Akkordfolge C-Am-Em eben jene beschriebene sentimentale Melancholie erzeugt. Der Refrain schließt sich nach kurzen G Zwischenklängen mit den elegischen Sprung zur Subdominante an, welche dann bedeutungsschwanger über die Dominante wieder zur Tonika, welche kurz in A-moll verweilt, um andächtig einen zweiten Gang über Subdominante und Dominante wieder zur Tonika zurück anzukündigen.

Textlich beschreibt Dylan in seinen vier Strophen den Hergang des Geschehens. Die erste Strophe stellt Handelnde und Begebenheit kurz vor, während sich die zweite Strophe Zantzinger und die Dritte Carroll zuwendet. Nach einen Mundharmonikazwischenspiel kommt die vierte, resümierende Strophe.

Der Refrain, der sich direkt an den Zuhörer wendet klagt selbigen an, über Schande zu philosophieren und Furcht zu kritisieren und erklärt, die Lumpen vom Gesicht zu nehmen, da es noch nicht Zeit für die Tränen sei.

Dylan hat mit diesen Song sicherlich das Maximum erreicht: Er hat Leute zum Nachdenken gebracht. Und mehr als das... Über die Tat, über die zeithistorischen Umstände und über die Reflexion der Gegenwart. Nicht nur über den einsamen Tod von Hattie Carroll, vielmehr über die Tatsache, wie mit den Andenken an Menschenleben umgegangen wurde, wie es verhandelt wurde, wie halbjährige Gefängnisstrafen für Mord sich wie Totschlag für Angehörige anfühlen musste. Ein ganz starker Song von Dylan mit einer unwirklichen Energie, die er bestenfalls noch in "A Hard Rain's A-Gonna Fall", "Masters of War" und "Dark Eyes" erreicht hat

Nach der vierten Strophe skandiert Dylan
"Bury the rag deep in your face.
For now's the time for your tears."

10. Restless Farewell

Basierend auf The Parting Glass, einen irischen Folksong (Dylan nutzte schlauerweise oftmals Songs und Songstrukturen aus den irischen Folk und der irischen Folklore) besingt der damals 22 jährige Interpret einen rastlosen Abschied. Das wehmütigste Lied stellt einen würdigen Closer dar und durch ihn weiß das Album auch noch in seinen finalen Momenten zu berühren.

Eine sehr gedämpfte, oftmals gezupfte Gitarre mit Dylans typischen leidenden Gesang macht auch dieses Lied völlig hörenswert.

Beurteilung

Ohne Zweifel war Bob Dylan zur damaligen Zeit wohl einer der besten und poulärsten Geschichtenerzähler. Weder, weil er ein begnadeter Sänger war, wie Ochs oder vor allem der "Gentleman Hobo" Cisco Houston, noch, weil er seine Gitarre ähnlich Guthries oder der altvorderen Blusgiganten wie Blind Willie Johnson und Konsorten in neue Himmel erheben konnte, sondern weil er Authenzität ausstrahlte, die nötige Hippness besaß und zum Liebling einer neuen Generation avancierte. Und dies alles nicht zu unrecht. Seine Songs besitzen Seele. Kein Lied des Albums ist ein Reinfall, alles wirkt kompakt, harmonisch und abgerundet. Die Texte sind durchdacht und die Melodien eingängig. Mehr Zutaten brauch es gelinde gesagt nicht, um ein Spitzenwerk wie "The Times They Are A-Changin' " zu kreieren.

Zugegebenermaßen wird Dylan heutzutage etwas zu sehr überhöht, gerade in der Fachpresse (wenn zum Beispiel der Rolling Stone den Song "Like A Rollin' Stone" zum besten Song aller Zeiten deklariert und selbiges einfach nur lächerlich wirkt) aber einer gewissen Faszination kann man sich einfach nicht entziehen. Dafür sind seine Folkalben einfach zu gut und dieses Album ist in seiner Gesamtheit sicherlich das Beste, was Bobby Zimmerman alias Bob Dylan jemals aufgenommen hat. Zwar gibt es auch ganz ganz große Songs auf anderen Alben aber in deiner Gesamtheit ist dieses Album herausragend.

Texte: ---------------- 14/15
Musik: ---------------- 12/15
Hörspaß: ------------- 13/15
Albumharmonie: --- 11/15
Im Genrekontext: -- 15/15
Nachhaltigkeit: ------14/15


Stärkste(r) Song(s): The Lonesome Dead of Hattie Carroll, The Times They Are A-Changing
Schwächste(r) Song(s): North Country Blues, When The Ship Comes In

Vergleichbar mit/ zum weiterhören geeignet:

Phil Ochs: I Ain't Marching Anymore (1967)
Cisco Houston: The Folkway Years (1944-1961)
Dave van Ronk: Inside Dave van Ronk (2006)



Liebesgedicht im März
In der Muschel am Boden des Salzsees
liegt der Orkan aus geschmolzenen Silber

In unseren Blick formt sich,
aus den Magnetismus des Diesseits,
ein Strudel aus elektrischer Fleischlichkeit,
der wie ein Orkan in unser Jetzt stößt,
uns Angst einflößt,
uns ganz abstößt,

Aber tröstet er uns?
Löst er uns in uranische Momente?
Erkennt die Wiese aus Ähren den heranbrechenden Wind?

Nein.

Denn das Kind unserer Geister ist keine törichte Liebe.
Kein lächerlicher Drang
nach der Brise des physischen Verwachsens.

Nichts flaute ab, seit ich dir in die Augen glitt,
unfähig aus deren Mangrovensumpf zu entfliehen.

Wozu auch?
Deine Milch nährt mich

Ich gehe aus den Sumpf dicht über einen Steinpfad zu einer Oase.
Ich sehe die Wüste

Jetzt kenne ich die Antwort auf unsere Frage

Unsere Blicke sehnen sich nach der Unendlichkeit von Sternenhimmeln.
Wir schmiegen einander an,
weil wir ohne unsere Wärme in dieser Eiswelt erfrieren würden.

Unser Korybantentanz ist also der Durst und die Sucht
eines Glühwurmreigens
in sommernächtlichen Rosenwolken