Montag, 29. April 2013
Knochenhand
Ihre Worte sind wie Schraubstöcke, wie eine Kerkerfestung.
Ihre blauen Augen und gelben Wiesen umspannen und bedecken,
übertünchen und verklären,
Schlachtfelder und Massengräber.

Kranke, postmoderne Wahnbilder
tränken meinen Ruheplatz in kalten Schweiß.
Ihre stumpfen Messer
lassen mich selbst zum Schwert werden.
Ihre geheuchelte Toleranz
lässt sie den Hades akzeptieren.

Ich klage euch an!
Ihre Roboter eines neuen Deutschlands,
ihr Räuber des wahren Wortes,
das ihr in euren Alchemistenküchen
vom Gold zum Kot wandelt.
Eure Tulpenwiesen sind nichts
als braungrüner Moder.

Ich klage euch an!
Pestleichen der Jetztzeit



Die Suche nach ihr...
Bunter Wind der Blätter

Der Sommer liegt in seiner tiefsten Fackelzeit.
Das Fieber der Liebe macht sich bereit.
Es ist Zeit.
Fackeln und tiefbunte Blätter.

Sturm der Momente

Blaue, braune und grüne Seen
suchen und finden auch mancheinen,
manchmal.
Doch bleibt es oftmals die Suche nach den heiligen Gral
Sturm über suchenden Seen.

Scheues Reh im Tannenbühl.

Ein hagerer Waidmann gräbt mit ehernen Spaten aus
malariagetränkten Visionen eine Grube
es zu fällen
und spannt weiße Netze
es zu binden.

Die Wölfe tarnen sich mit Masken aus Tannenrinden.
Scheues Reh voller Sünden.
Kann man dich binden
oder wirst du verschwinden?

Bald stahl ich vom Rosenbaum ein Zweig
Jetzt blüht in meinem Garten
auf kahlen Boden
die Blumenkönigin.

Sie nährt sich vom steten Fluss süßer Tränen der Freude
Solang, bis ich Leide
und die Weide
mit den Salz des Kummers
zum Gestern zurückkehrt.

Blüht diese Rose länger als ich?
Die Rose der ewigen Träume



Sonntag, 24. März 2013
Drei Sonnen der Venus
Die Sonne.
Dreimal stand sie am Zenit der Venus.
Ich sitze dort in einer Haut aus Stein.

Ohne sie würde ich verätzt werden,
zerschmelzen und verbrennen.
Man muss nur ihren Namen nennen um zu erkennen:
Der Name der drei Sonnen

Die Erste sah ich auf den Hügeln der Venus.
Wir spielten polyphone Serenaden und tanzten zu
mandolingrünen Hymnen der romantischen Vorfleischlichkeit.
Ihr gab ich meine Träume.

Die Zweite fühlte ich in den Tälern der Venus.
Alle Landschaften tauchten sich in rote Formen: Kreise und Dornen.
Sie ging als ich von mir selbst ging.
Ihr gab ich mein Herz.

Die Dritte schmeckte ich in den Wolken der Venus.
Keiner trank das Salz der Schwermut von ihrer Brust wie ich.
Als wir eins wurden, dort im violetten Raum der Kreuze,
verlor ich mich ganz in der Trauer vor den magmagetränkten Schlagen der Uhr.
Ihr hab ich meinen Verstand.

Der Name der Drei Sonnen:
Das Elysium des roten Waldes
Meine Steinhaut ist porös.
Mir graut vor den neuen Morgen und den neuen Sorgen
Bleibt die Erkenntnis verborgen?

Was geb ich der vierten Sonne noch,
wenn ich sie sehen könnte?



Januartraum (an Silvia M.)
So nah bist du, so nah zu mir,
ein Augenblick - Äonen lang.
Was ewig gut das lange währt,
entquillt es einen alten Sang.

Gedanken tragen mich jetzt fort.
In Magierkutten reiß ich aus.
Vom Dung der Menschheit, auch von dir,
zieh ich zu einen Nebelhaus.

So hoch bin ich, der Sonne nah.
Ich lad dich ein: wir tanzen hier
und Wolken werden Schiffe sein,
ist Zweisamkeit die Daseinszier.

Des Abends Schatten scheidet uns.
Ob allen Blättern Zungen gib,
von allen Bäumen dieser Welt,
sie wüssten nicht, wie ich dich lieb.



Vergessen
In der Nacht flüstert ein blaues Lich
Worte der Ankunft.
Die flügellahme Brust liegt
mit eisenschweren Ketten ans Bachufer gekettet.

Wie ein Glühwurm in einer Höhle,
einer platonischen Sagenwelt gleich,
schmecke ich den Traum des Schmetterlings.

Im regenbenetzten Tal liegt das Lied.
Das Lied des weißen Sterbens,
des gedichteten Ewigen auf Adlerschwingen.
Liebeslieder aus Amethyst

Meine Regentropen hast du an drehende,
ewigdrehende Windmühlen gebunden.
Die vertrockneten Sonnenstrahlen
fallen einzeln von der Blume ab

Ich sehe herab
zu Staub und Spinnweben
Ich sehe herab
ins ich auf kahle Reben

Auf kahle Reben, deren Wein lang zerronnen
so wie dein Bild auf meinen Kissen
und du kamst aus den Nebel
und wurdest selbst zum Nebel

wurdest Vergessen



Brandy (an Peter P.)
In meiner Bude türmt sich der Müll.
Schreie und Geheule aus den Boxen.
Geklapper eines Meers aus Flaschen.
Das Bier darin schäumt die Gischt in meinen Gedärmen.

Ich furze so laut, dass mein Nachbar die Klospülung bedient.
Ich bin die Antithese zu eurer Gesellschaft:
nonkonform, destruktiv, selbstzerstörend.

Ihr springt wie Lemminge die Klippen herab.
Ich trete eure Ärsche, bis sie eingebeult sind.

Wer ist hier das Prekariat?
Was sind eure Paradigmen?

Ihr Eunuchen der Postmoderne



Montag, 11. März 2013
Knochenhand und Kranke Liebe
Mein erstes Gedichtalbum entstand in der Zeit zwischen den grauen November 2011, und Dezember 2012. Letzterer war für mich als Abschluss einer längeren Zeit des Sehnens und Restaurierungsphantasien gewesen.

Knochenhand und Kranke Liebe ist lyrisch vor allem inspiriert vom expressionistischen Jahrhundertgenie Georg Heym, der Prosalyrik Gottfried Benns, einer Portion Eichendorff und der symbolistischen Nebulösität des (in der Nachkriegslyrik) unerreichten Paul Celans.

Sicherlich sind meine Gedichte fernab von der Qualität der Altvorderen, jedoch ist es meine Philosophie, die Dinge zu versuchen, statt einfach nur rumzusinnieren, dass man nie die Klasse von Denjenigen und Denjenigen erreichen wird. Es würde das Leben einfach nur langweilig machen.

Zur Geschichte des Gedichtbandes.

An einen grauen Novemberabend saß ich mit einen guten Freund in meiner Wohnung bei den einen oder anderen Bier und wir diskutierten über Lyrik und Schriftstellereien (wie affektiert das klingen muss). Der Kumpel stellte mir seine Gedichte vor. Als ehemaliger Verfechter klarer Strukturen lehnte ich es zunächst als simpel und anspruchslos ab (ich kannte damals tatsächlich nur schlechte Prosalyrik). Wir machten uns quasi als Trinkspiel aus, ein Gedicht in 5 Minuten zu schreiben. Also befasste ich mich ins kalte Wasser geworfen mit dieser Ausdrucksform. Was herauskam war das Gedicht "Auszug".

Ich ließ das Blatt mit den Gedicht eine Weile lang liegen. wie es sich nun zutrug, lernte ich ein Mädchen kennen, mit der ich später eine intensive aber nicht immer ganz einfache Beziehung führte. Es entstanden eine handvoll weitere düstere Werke (z.B. "Kranke Liebe") und es formte sich langsam das Thema des Gedichtbands heraus (es war zunächst nicht intendiert, einen ganzen Band zu erstellen) undzwar die beiden Aspekte Knochenhand (für gesellschaftsthematisiernde-) und Kranke Liebe (für zwischenmenschliche Gedichte).

So trug ich es meiner damaligen Freundin vor, jedoch befand sie sie Werke als sehr düster und verstörend.

Nach den elegischen Ende der Beziehung schrieb ich schließlich die depressivsten Stücke (wie "Als du in den ewigen Schlaf gingst") und nach einer gewissen Verarbeitungs- respektive Verdrängungsphase der Gefühle zu ihr schließlich die letzten Gedichte (z.B. "Vergessen").

Knochenhand wurde vor allem durch die Erfahrungen und Impressionen rund um mein bisheriges Leben in der postmodernen Ära und kann ferner als Ablehnung selbigen Paradigmenkonstrukts begriffen werden.

Im November 2012 überlegte ich mir schließlich, die Gedichte für mich langfristig zu erhalten und sie auch den Menschen zugänglich zu machen, die Freude an dieser Form der sprachlichen Verwirklichung haben.

Ich finde es sehr schön, jemand meine Lyrik liest und es ist offensichtlich ein Traum eines jeden Menschens, dass sein Werk in irgendeiner Form publik gemacht wird.

Mein Appell an euch ist daher: Versuchts auch! Schreibt Leute! Dichtet! Die Sprache ist das einzige, was uns niemand nehmen kann...

Ich wünsche euch also viel Spaß mit Knochenhand und Kranker Liebe



Als du in den ewigen Schlaf gingst
Ein Meer aus Niedergang.
Stetes Grau hüllt ich in einer kerkergleichen Lethargie.
Um mich herum liegen die Trümmer einer zirkelhaften Erinnerung:
Einer Erinnerung an die kurzen Momente
aus Sonnenstunden
und Mondträumen.

Mein Ruheplatz wird zum magnetischen Pol,
der mir alle Kraft
vampirisch stielt.

Vergilbte Bilder werden in meiner Hand zum Staub,
der im Wind des Vergessens zum Todesreigen bittet.

Dämmerstunden.

Fall der Sonne
in die violetten Fluten des Himmels.

Erneutes Springen ins Gestern
Kein Ausweg?

Erneut kommen mir Gedanken an deinen Endlosen Schlaf.
Wieder stirbt ein Stück von mir.

Seit du gingst, komme ich dir jeden Tag einen Fußmarsch näher.
Die Trauerschleier der Melancholie hängen
wie schwarze Gardinen
um meinen Raum.

Keine Sekunde Sonnenschein,
nur violette Schwärze aus Tristesse.
Keine Sekunde Sonnenschein,
nur martialles Ballett von Gerippen.
Kein Ausweg! Kein Eingang!
Nur Geister des Brandweins.
Kein Essen! Kein Schlafen!
Nur das kalte Eisen mit einen Inferno im Bauch.
Kein Leben!
Nur dein Grab im Bett der Erde.

Als du gingst,
war es wegen des alleszerfressenden Feuers meinetwegens

Auf Liebe folgte Tod.
Auf Tod folgt Liebe.

Du brauchst nicht mehr zu warten



Unser letztes Lied
Verwelkte Rosenblätter im Herbststurm.
Sie tanzen voller Spott um meine Knochenhand
Und sie Formen ein Band aus kalten Brand.
Der Verstand liegt auf meinem Herz
wie ein zahnloser Wachhund

Und alles schreit:
Warum?
Warum?

Unsere Zeit ist dahingeschmolzen.
Ein Teich aus Säure und Gift.
Wir gehen darin schwimmen und verlieren mit jeden Bad
die Schale aus Trennungshohn,
die mit den schemenhaften Ambrosia
aus Vergessen und Verdrängen
geformt wird

Und alles schreit voller Qual:
Gehe!
Gehe!

Liebesrote Rosenblätter im Frühjahrstanz.
Ihr schwülwarmer Duft macht mich trunken,
wie das Elysium,
als ich auf deinen Busen lag,
unfähig deine hitze und dein Leid zu bändigen.

Liebesleid,
Leidenschaft,
kraftlos.

Und ein Schrei in der Diamantenhöhle im Kern der Welt:

Bitte
hilf
mir!

Doch ich habe dich nicht erreicht.
Du bist mir entglitten
wie die Sucht dem Trinker,
wie der Wahn den Spieler.

Ich greife nach deinen Rosenblättern
Ein Meer aus Dornen
Jede Bewegung reißt Wunden
in meinen vernarbten Leib.

Nun zerschlug ich dich
um meiner selbst willen.

Und Du schreist voller Qual:
Bleibe
doch!

Und hebst an zum leisen Elfengesang.
Für mich
dein letztes Todeslied

Ich liebe dich!



Septemberlied
Ich gehe an einen Tag,
vag er das Glück auch barg,
über sonnengeflutete Wege aus Erde und Stein.

Es fällt mir manch ein Lied noch ein,

auf dich September!
Golden wären deine Ränder,
fliegen lässt du bunte Bänder.
Tausendfach.
Du Almanach der Erntezeit!

Doch was ist diese Übelkeit für mich?

Ist es der Wind,
der das weizengoldene Haar der Erde streicht?
Ist es,
wenn im Jahr kurz Frohsinn der Tristesse entweicht?
Sind es
gold- wie rostrotbunte Blätter an Eichen, Ahorn, Erlen?
Sind es
Worte von Dichtern, Denkern, Sängern und so weiter, Ihresgleichen,
Die im Lied
mir Herz und Hirn voll Trieb erweichen?

Nein!
Ich sag Nein!

Mag ich auch alleine sein...

Kein Reim durchdringt mich!
Kein Lied erhebt mich!

September,
die Zeit wo das Jahr alt wird und stirbt.
September,
Fruchtbarkeitsdämonin, die mein Aug' betört.

Golden illst du sein?

Doch bist du violett,
wie die Wunden in meinen Märtyrerleib.
Violett,
wie das Grab im Dachboden der Geliebten.
Violett,
wie die letzten Sonnenmomente vor einer pestschwarzen Nacht

September!

Viel zu oft hab ich an dich gedacht!
Jetzt erst bin ich aus dem Wahn erwacht...